Ich will Menschen ermutigen, zu ihrer Einzigartigkeit zu stehen
Japanische Kirschblüten lösen bei Marion Ising Fernweh aus. Nur wenige Tage blühen sie in einem Park am Fuße des Wellersbergs und verwandeln Siegen in ein Fest für alle Sinne. „Ich liebe die Vielfalt von Farben“, sagt die 56-jährige Bankkauffrau und weist auf ein Poster mit Schmetterlingsflügeln, das in ihrem Büro hängt. „Farben und Formen erinnern mich an die Kreativität Gottes. Auch Körperformen finde ich spannend, weil sie zeigen, wie einzigartig jeder Mensch gestaltet ist.“
Vor 18 Jahren hat Marion Ising den Job als Bankerin gegen den einer Personality Stylistin getauscht: „Mir war es wichtig, meiner kreativen Ader nachzugehen.“ 2005 absolvierte sie in Limburg ihre erste Ausbildung zur Farb- und Stilberaterin. Ein mutiger Schritt als Mutter von drei kleinen Kindern, die Jüngste war gerade ein Jahr alt. „Nach der Ausbildung habe ich gemerkt, dass ich viel mehr kann, als ich mir selbst zugetraut habe. Meine stärksten Ermutigerinnen waren Ilona Dörr-Wälde, die Kollegin Brigitte Grotz und zwei enge Freundinnen.“
Jeder ist ein Original
Marion Ising hält kurz inne und schaut hinaus in ihren Garten: „Ich freue mich auf den Frühling, wenn die ersten Pflanzen ihre Köpfe zeigen. Mir ist irgendwann aufgefallen, dass eine Tulpe sich nicht anstrengen muss, um eine Rose hervorzubringen. Nein, es ist wunderbar, eine schöne Tulpe zu sein.“ Sie dreht sich um und betont: „Das war für mich ein Schlüssel – auch in meiner Ausbildung zur Stilberaterin. Ich bin Marion und muss niemand anderes sein. Ich bin zufrieden, wenn ich an meinem Platz blühen kann.“
Mittlerweile hat Marion durch Vorträge und Beratungen über 1.000 Menschen ermutigt, zu sich selbst und ihrer Einzigartigkeit zu stehen. Seit acht Jahren arbeitet sie als Ausbilderin in der Gutshof Akademie. „Mein Ziel: Ich will, dass die Teilnehmer sich selbst erkennen, wie einzigartig sie sind, und dabei zu sich selbst finden. Jeder ist ein Original – nicht nur in der Körperform, sondern auch in der Persönlichkeit. Das ist für die meisten Teilnehmer das wichtigste Aha-Erlebnis in der Ausbildung.“ Nach einem kurzen Moment ergänzt sie: „Ich bin okay, auch wenn ich unterschiedlichen Pole in mir vereine.“
Ich musste innerlich wachsen
Sie selbst ist ein Sommertyp, eine feminine Klassikerin mit einem Special Effect. „Doch lange Zeit habe ich mich gefragt, warum ich nie ganz so war wie die anderen. Bis ich herausgefunden habe, dass das eben mein ganz eigener, persönlicher Stil ist und ich damit Frieden schließen konnte. Einen kurzen Moment hält sie inne und sagt dann schmunzelnd: „Ich laufe nie in Jeans und T-Shirt rum, sondern gern auch mal ladylike und falle damit aus dem Rahmen. Meine Freundinnen haben das gelernt – so bin ich halt.“ Doch bis sie selbst so weit war, musste sie innerlich wachsen.
Marion Ising berichtet von Gesprächen mit ihren Kunden: „Viele Menschen sind ständig damit beschäftigt, sich mit anderen zu vergleichen: Ich bin nicht groß oder dünn genug, nicht fleißig genug. Deshalb versuche ich, im Dialog immer wieder deutlich zu machen: Hör auf mit dem ständigen Vergleichen – es reicht aus, so wie du bist.“ Sie erzählt von Tränen der Berührung, die immer wieder fließen, wenn die Seminarteilnehmer merken, sie müssen sich nicht länger anstrengen, um zu genügen.
Eine tiefe Akzeptanz, dass ich geliebt bin
Kürzlich hat sie mit ihrer Tochter den Gutshof besucht: „Mama, ich habe mir das gar nicht so groß vorgestellt.“ Sie berichtet von der Weite und der Aussicht auf Nordhessen: „Am liebsten sitze ich in der Gutshof Küche oder in der Weinstube. Obwohl ich während eines Seminars alles gebe, fahre ich danach aufgetankt nach Hause.“
Bei allem gereiften Selbstbewusstsein hat sie leider auch schon den freien Fall erlebt: Sie erzählt, dass enge Vertraute sie verraten haben. „In dieser Phase war es wichtig, Halt in meinem tiefen Glauben zu haben. Ich habe eine tiefe Akzeptanz gespürt und auch ein Geliebtsein. Wenn um mich herum so vieles unsicher ist, spüre in meinem Inneren, dass ich ganz tief angenommen bin.“
Marion Ising steht auf und zeigt auf eine Glasschale: „Ich denke gerne an die Persönlichkeiten, die ich im Gutshof schon ausgebildet habe. Für jede Beraterin stelle ich mir eine Perle vor. Mittlerweile liegen 86 Perlen in diesem Glas und ich freue mich schon auf die nächsten Seminare, die in diesem Jahr noch kommen.“